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Marketingmitteilung
  • Casestudy
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  • 08.10.2024
Autor

Dr. André Höck

Engagement gegen Entwaldung

Vom Positionspapier zur Praxis: Wie wir als nachhaltiger Asset Manager mit unseren Engagements aktiv gegen die Entwaldung vorgehen.

Warum wir über Entwaldung sprechen

Die globale Entwaldung, insbesondere der Verlust tropischer Primärwälder, stellt eines der drängendsten ökologischen Herausforderungen unserer Zeit dar. Trotz zahlreicher internationaler Verpflichtungen und Initiativen, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen, zeigt der Trend weiterhin nach oben. Das Jahr 2024 sticht besonders hervor: In diesem Jahr gingen weltweit rund 6,7 Millionen Hektar dieser einzigartigen Wälder verloren. Das entspricht etwa 18 Fußballfeldern pro Minute, insgesamt einer Fläche von Bayern oder Irland. Unser Engagement gegen Entwaldung ist entscheidend, um diesen Trend umzukehren.

Die Folgen dieses Waldverlusts sind gravierend und vielschichtig. Mit jedem abgeholzten Hektar gehen wertvolle Lebensräume verloren. Lebensräume, in denen mehr als 80% der an Land lebenden Tier- und Pflanzenarten zuhause sind. Die Abholzung trägt außerdem erheblich zur Freisetzung von Treibhausgasen bei: Wälder sind natürliche CO2-Speicher. Werden sie zerstört, gelangt das gespeicherte CO2 in die Atmosphäre und heizt den Klimawandel weiter an.

Doch die Konsequenzen sind nicht nur ökologisch. Entwaldung führt zu Bodendegradation und Erosion, stört den Wasserkreislauf ganzer Regionen. Es begünstigt die Ausbreitung zoonotischer Krankheiten und geht häufig mit Verletzungen der Menschenrechte einher, etwa durch Landraub und Vertreibung lokaler Gemeinschaften.
All diese Aspekte machen deutlich: Entwaldung ist nicht nur ein Umweltproblem. Sie stellt zugleich ein soziales und wirtschaftliches Risiko dar: für lokale Bevölkerungsgruppen ebenso wie für globale Lieferketten, Investoren und Unternehmen.

Was tragen wir als private Konsumenten zur Entwaldung bei?

Entwaldung geschieht nicht irgendwo weit entfernt. Sie ist eng mit unserem alltäglichen Konsumverhalten verbunden. Viele Produkte, die wir regelmäßig kaufen, stehen in direktem oder indirektem Zusammenhang mit der Abholzung von Wäldern. Dazu zählen insbesondere Rindfleisch, Kakao, Palmöl, Kaffee, Kautschuk, Soja sowie Holz- und Papierprodukte.
Die Entwaldung vollzieht sich oft entlang komplexer, globaler Lieferketten, die für Verbraucher kaum nachvollziehbar sind. Ein Beispiel: Für die Veihzucht oder den Anbau von Futtermitteln wie Soja werden in Südamerika riesige Waldflächen gerodet. Das dort produzierte Fleisch oder Soja gelangt über verschiedene Zwischenhändler und Verarbeitungsbetriebe letzlich auch in europäische Supermärkte und Restaurants, ohne dass klar gekennzeichnet ist, ob es unter nachhaltigen Bedingungen erzeugt wurde.

Sinnbildlich gesprochen: Für jeden konsumierten Burger verschwindet ein Stück Wald. Dieses Beispiel macht deutlich, dass auch Konsumentscheidungen in Deutschland einen Auswirkung auf Ökosysteme in anderen Teilen der Welt haben können.
Neben Lebensmitteln spielt auch unser Konsumverhalten insgesamt eine Rolle. Verpackungen auf Papier- und Holzbasis, der Energieverbrauch oder Produkte ohne klare Herkunftsnachweise können ebenfalls Entwaldung entlang der Lieferkette verstärken.
Die gute Nachricht: Jeder Einzelne kann zur Verringerung der Entwaldung beitragen. Bewusster Konsum, die Bevorzugung von zertifizierten, entwaldungsfreien Produkten (z.B. mit FSC-, RSPO- oder Rainforest-Alliance-Siegeln) sowie die Reduktion des Fleischkonsums können einen echten Unterschied machen. Wer zudem auf Transparenz achtet und Unternehmen unterstützt, die aktiv gegen Entwaldung vorgehen, trägt dazu bei, den Druck entlang der gesamten Lieferkette zu erhöhen.

Engagement: das tun wir als Unternehmen, um einen Beitrag gegen Entwaldung zu leisten

Entwaldung ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein finanzielles Risiko. Für Investoren ergeben sich daraus vielfältige Herausforderungen: von Reputations- und Lieferkettenprobleme über physische Risiken bis hin zu regulatorischen Sanktionen, etwa durch die neue EU-Verordnung zur Entwaldungsfreiheit von Lieferketten. Gleichzeitig eröffnet aktives Engagement eine wichtige Chance: Unternehmen zu einem nachhaltigeren Handeln zu bewegen und damit positive Veränderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu schaffen.

Analyse unserer Portfoliounternehmen

Um gezielt gegen Entwaldung vorzugehen, identifizieren wir auf Basis eines umfassenden Positionspapiers und eines systematischen Portfoliochecks Unternehmen mit erhöhtem Entwaldungsrisiko. Im Fokus stehen dabei insbesondere Branchen und Aktivitäten, die eng mit kritischen Rohstoffen wie Rindfleisch, Palmöl, Soja, Kakao oder Holz verbunden sind.
Für die Bewertung werden u.a. Richtlinien, Prozesse und Ziele der Unternehmen im Umgang mit Entwaldung analysiert. So können wir diejenigen Akteure herausfiltern, bei denen besonders hoher Handlungsbedarf besteht.

Gezielte Unternehmensdialoge

Auf Grundlage dieser Analyse treten wir aktiv in den Dialog mit Unternehmen . Ziel dieser Gespräche war es, Defizite offen anzusprechen, konkrete Verbesserungsmaßnahmen anzuregen und mehr Transparenz über entwaldungsrelevante Lieferketten und Unternehmensrichtlinien zu schaffen.

Genau hier setzten wir an, um mit langfristigen Engagements statt kurzfristigem Austausch zu arbeiten. Dabei zeigt sich: Unternehmen reagieren sehr unterschiedlich auf Engagement-Initiativen. Manche ergreifen die Chance, ihre Nachhaltigkeitsstrategien weiterzuentwickeln. Wir haben ein Beispiel mit der US-amerikanischen Baumarktkette „Home Depot“ herausgearbeitet, wo unser Engagement zum Thema Entwaldung besonders gut lief.

Andere stehen jedoch noch sehr am Anfang des Prozesses und tun sich sehr schwer, in Dialog mit uns zu treten oder gar Hilfe anzunehmen. Dazu haben wir unser Fallbeispiel mit dem indonesischen Agrarunternehmen Japfa Comfeed aufgearbeitet, wo die Zusammenarbeit leider nicht gut verlaufen ist und wir drastische, aber notwendige Schritte einleiten mussten.

  • Home Depot: ein Erfolg für uns und den Schutz der Wälder

    Durch unser Engagement mit der US-amerikanischen Baumarktkette, wollten wir das Unternehmen zu einer klaren Selbstverpflichtung gegen Entwaldung bewegen, die die gesamte Lieferkette umfasst. Der Baumarkt-Riese konnte ebenfalls keine messbaren Ziele sowie Berichtserstattung zum Thema Entwaldung vorweisen.

    Ein schriftlicher Austausch fand mit der Gesellschaft statt und wir konnten volle Überzeugungsarbeit leisten: Unsere Aufforderungen zu messbaren Zielen und Berichtserstattung wurden angenommen. Die Kette Home Depot kündigte die Veröffentlichung eines Wald-Berichts für das erste Quartal 2024 an. Der mittlerweile publizierte Bericht macht deutlich, dass die Thematik „Entwaldung“ ernst genommen wird und Transparenz geschaffen wurde. Zusätzlich hatte das Unternehmen seine Holzbeschaffungsrichtlinie überarbeitet und ist eine Selbstverpflichtung zur Unterstützung nachhaltiger Forstwirtschaft eingegangen. Besonders positiv ist aufgefallen, dass Home Depot verschärfte Anforderungen an Holz-Zertifizierungen aus Risikoregionen eingeführt hat.

    Durch die erhöhte Transparenz sowie des erkennbaren Fortschritts, welche den Wünschen der Aktionäre entsprachen, konnten wir mit hoher Zufriedenheit das Engagement einstellen.

  • Japfa Comfeed: Wie keine Veränderungsbereitschaft zu Ausschluss führt

    Wir wollten das indonesische Agrarunternehmen mit unserem Engagement dazu motivieren ihre unzureichende Maßnahmen gegen Entwaldung auszuweiten. Weder eine klare Selbstverpflichtung noch Richtlinien für Zulieferer oder Verfahren zum Umgang mit Biodiversitätsrisiken konnten vorgezeigt werden.

    Schema Japfa Ablauf

    Wir gingen in einen persönlichen Dialog mit dem Unternehmen und versuchten es dazu zu bewegen, eine umfassende Selbstverpflichtung gegen Entwaldung zu entwickeln. In dem persönlichen Dialog konnten wir bewährte Praktiken aufzeigen und unseren Standpunkt deutlich machen. Leider vergebens.

    Das Unternehmen zeigte keinerlei Bereitschaft, unseren Forderungen nachzugehen geschweige denn Maßnahmen umzusetzen. Wir bewerten das Entwaldungsrisiko weiterhin als sehr hoch.

    Deshalb wurde im Engagement Committee beschlossen, sich von Wertpapierpositionen in diesem Unternehmen zu trennen.

Verantwortungsvolle Investmentpraxis

Darüber hinaus berücksichtigen wir Entwaldungsrisiken systematisch in unseren Anlageentscheidungen. Unternehmen, wie Japfra Comfeed, die nachweislich in illegale Abholzung involviert sind, oder keine Ambitionen haben dies in Zukunft zu vermeiden, und damit gegen internationale Nachhaltigkeitsstandards verstoßen, schließen wir konsequent aus. Bei Investitionsprojekten, etwa im Bereich erneuerbare Energien, prüfen wir zudem, ob Rodungen vermieden oder durch Kompensations- oder Renaturierungsmaßnahmen ausgeglichen werden können.

Hier mehr über unsere Engagements gegen Entwaldung erfahren

Mit dem Thema Entwaldung haben wir uns im Jahr 2023 erstmals intensiv auseinandergesetzt. Es war eines der zentralen Schwerpunktthemen unseres Impact Reports 2023. Neben unserem Engagement zu „Arbeitsrechten in Katar“ führten wir auch gezielte Dialoge mit Unternehmen zum Thema Entwaldung.
Zwei ausgewählte Beispiele stellten wir in diesem Artikel bereits näher vor.
Unsere weiteren Engagements und Aktivitäten zum Thema können im Impact Report 2023 ausführlich nachgelesen werden.

Im Jahr 2024 stand das Thema Wassericherheit im Mittelpunkt unseres Impact Report. Neben neu gestarteten Engagements in diesem Bereich haben wir auch unsere bestehenden Engagements gegen Entwaldung konsequent weitergeführt. Die erzielten Fortschritte und Aktivitäten des vergangenen Jahres sind ausführlich in unserem Impact Report 2024 dokumentiert.

Noch intensiver haben wir uns mit dem Thema Entwaldung in unserem Positionspapier auseinander gesetzt. Darin beleuchten wir umfassend die vielfältigen ökologischen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen globaler Entwaldungsprozesse, die in diesem Artikel schon angesprochen wurden. Zudem zeigen wir unsere Erwartungen an Unternehmen auf, sowohl Kriterien als auch Lösungsmöglichkeiten. Das Positionspapier bildet die strategische Grundlage für unser weiteres Vorgehen und unterstreicht, welche Rolle wir als nachhaltiger Asset Manager in der Bekämpfung von Entwaldung einnehmen.

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